Weihnachtszeit in Island
Hier ist er, pünktlich zum neuen Jahr 😀 man muss natürlich sagen, dass ich nur meine Familientraditionen von zu Hause kenne und auch nur die Traditionen meiner Gastfamilie, beziehungsweise ein bisschen Internetrecherche für die Details.
Allssoooo…. Es gibt hier auch einen Adventskranz. Auch werden Plätzchen gegessen (Wissen aus alter Gastfamilie), allerdings meist aus Zeitgründen nicht selbst gebacken.
Wirklich los geht es am 11. Dezember. Weihnachten geht dann bis zum 6. Januar. Naja, es geht dann los, weil ab da jede Nacht einer der 13 Weihnachtsgesellen („jólasveinar „) kommt, bis Heiligabend. Diese Weihachtsgesellen sind aber keineswegs kleine Weihnachtsmänner oder Wichtel, viel mehr sind es Trolle. Die Kinder stellen jeden Tag einen Schuh ins Fenster; Kinder, die sich gut benommen haben, bekommen ein kleines Geschenk, die anderen eine (verrotete) Kartoffel. Dafür gibt es keinen Nikolaus.
Jeder Troll hat eine Eigenschaft (meist schon im Namen beschrieben):
- Stekkjastaur (Pferchposten): er ärgert alle Schafe, die ihm begegnen; hat steife Beine
- Giljagaur (Schluchtenkobold): er stiehlt in der Nacht die ganze Milch weg, auch direkt aus dem Euter
- Stúfur (Knirps): er stiehlt alle Töpfe und Pfannen aufgrund der in ihnen übrig gebliebenen Kruste
- Þvörusleikir (Kochlöffellecker): Name beschreibt es schon recht gut. Er schleckt die Kochlöffel ab, in der Hoffnung, darauf noch Reste für sich zu erhaschen
- Pottaskefill (Topfschaber): er will einfach alle Essensreste verspeisen, die noch übrig und für ihn erreichbar sind
- Askasleikir (Essnapflecker): er versteckt sich unter dem Bett, um die Reste aus einem „askur“ (isländische Schüssel mit Deckel) zu vernaschen; In dieser wurde nämlich früher die Nachtsuppe den Kindern serviert
- Hurðaskellir (Türzuschlager): wieder ein selbsterklärender Name; er schlägt alle Türen zu, um die Schlafenden zu wecken
- Skýrgámur (Skyrschlund): der Troll liebt den traditionellen, isländischen Skýr genauso sehr, wie die Isländer selbst
- Bjúgnakrækir (Wurststibizer): er stiehlt die geräucherter Würste der Isländer
- Gluggagægir (Fensterglotzer): er schaut durch die Fenster aller Menschen in der Nacht und beobachtet sie
- Gáttaþefur (Türschlitzschnüffler): er schnüffelt an den Türschlitzen auf der Suche nach Laufabrauð (Laubbrot), ein traditionelles isländisches Brot
- Ketkrókur (Fleischkraller): Fleisch ist und war ein großer Bestandteil der isländischen Malzeiten, Ketkrókur stiehlt sämtliches Fleisch, was für ihn zugänglich ist
- Kertasníkir (Kerzenschnorrer): er stiehlt die Kerzen, um den Talg zu verzehren, aus dem sie gemacht sind
Alle Wichtel sind Brüder und haben dementsprechend gleiche Eltern, Gryla (die Mutter) und Leppalúði (der Vater). Der Vater ist eher faul und tut alles was Gryla sagt. Sie ist eher der Schrecken der Kinder. Eine Riesin, die alle frechen und ungezogenen Kinder sammelt, sie zu ihrer Höhle bringt und einen Eintopf aus ihnen kocht, der von der Trollfamilie gegessen wird.
Das Haustier der Familie ist auch nicht angenehmer. Es ist eine große, schwarze Katze mit dem Namen Jólakötturinn (Weihnachtskatze). Sie hat auch einen Menschenhunger, der ist allerdings unabhängig vom Benehmen. Jólakötturinn isst nämlich jede Person, die vor Weihnachten kein neues Kleidungsstück präsentieren können. (Quelle: https://guidetoiceland.is/de/geschichte-und-kultur/the-icelandic-yule-lads-and-gryla)
Recht bekannt (zumindest in Island) ist die isländische Buchflut. Diese geht auf eine Zeit zurück, in der alle importierten Güter sehr teuer waren, außer Papier. Dementsprechend wurden in dieser Zeit vermehrt Bücher verschenkt. Dies hält bis heute an. Jedes Jahr werden die meisten Bücher um Weihnachten veröffentlicht, weil sie sich dann am besten verkaufen.
Die vermehrte Dekoration (mit Lichtern; auch draußen) ist mir direkt aufgefallen. Dies beginnt sehr früh und endet sehr spät, um der Dunkelheit der immer länger werdenden Nächte entgegen zu wirken. (Sie sind tatsächlich nicht so lange, wie man immer denkt (zumindest in der Hauptstadt-Region). Zwar geht die Sonne spät auf (gegen 11 Uhr) und früh unter (gegen 16 Uhr), allerdings ist es länger hell. Die Sonnenzeit ist nur vom Zeitpunkt, bei dem die Sonne über den Horizont steigt, bis sie wieder dahinter verschwindet. Man hat aber davor und danach noch jewals ca. ’ne halbe Stunde Helligkeit. Das Schöne: dadurch hat man die ganze Zeit Lichtverhältnisse wie kurz vor Sonnenaufgang und -untergang).
Der Tannenbaum wird meist (oder zumindest mit Kindern) schon vor Heiligabend dekoriert. Allerdings nicht wie bei uns, möglichst hübsch und mit zusammen passenden Kugeln, sondern mit vielen, ganz unterschiedlichen Erinnerungsstücke, die sich über die Jahre ansammeln.
Traditionell, wo ich allerdings nicht teilgenommen habe, sind Weihnachtsbuffets. Dort gibt es traditionelles Essen und jeder putzt sich schön raus.
In Island gibt es auch Weihnachtsmärkte, aber die sind seeeeehhhhrrrr viel kleiner als die Deutschen. Dementsprechend gibt es auch keinen Glühwein oder ganze Fressmeilen.
Nun zu den einzelnen Traditionen.
Am 23. Dezember trift sich die ganze Familie zum traditionellen „þorláksmessa“ (Thorlaksmesse), ein traditioneller Feiertag bei dem die Familie zusammenkommt, um fermentierten Rochen zu essen. Dieser stinkt gewaltig und ist nicht jedermanns Sache. Bei uns gab es zu dem Rochen Kartoffeln und geschmolzenes Schafsfett (sehr traditionell, haben Isländer ja genug). Für die Leute, die den Rochen nicht mögen (darunter auch ich, hab mich nicht drangetraut) gab es noch einen anderen gekochten Fisch oder Pferdewurst.
Heiligabend ging es dann für uns Mittags zu den Großeltern. Hier gab es den traditionellen Milchreis (mit Zimt und Rosinen gekocht). Das besondere: in einem der Teller wird eine ganze Mandel versteckt, und wer sie hat, bekommt ein extra Geschenk. Es wird aber ein Scherz daraus gemacht, es so lange wie möglich geheim zu halten und gemeinsam rumzuraten und rumzualbern, wer sie denn hat.
Abends gibt es dann ein großes Festmahl (zu der Übertragung des Weihnachtsgottesdienst, live aus der Hallgrímskirkja in Reykjavík, im Radio). Danach, wie bei uns, kommt die Bescherung.
Die Weihnachtsfeiertage werden mit Freunden und Familie bei sämtlichen Essenseinladungen verbracht.